Gründung und Anfänge
Am 02. Oktober 1920 fand im Gasthaus “Zum Waldhorn” in Freistett die Versammlung zur Gründung des Musikvereins Freistett statt. Die Initiative zur Vereinsgründung ging von Friedrich Vogler sen. (†) aus. Neben 12 Aktiven waren 21 Personen zur Gründungsversammlung erschienen und ließen sich als Mitglieder eintragen. Der Verein begann zu leben. Es wurden regelmäßige Proben abgehalten und alsbald auch kleinere Vereinsveranstaltungen durchgeführt. Am 14.11.1920 fand im Gasthaus “Salmen” (heute Grundstück Sparkasse) die Gründungsfeier mit Unterhaltungsprogramm statt. Dieser Abend brachte dem Verein weitere 21 Mitglieder.
Anfang 1922 entstanden jedoch Zerwürfnisse innerhalb der jungen Kapelle, welche zur Spaltung und zum Austritt einiger Musiker und eines Teiles der Vorstandschaft aus dem Verein führten. Mit wenigen Ausnahmen traten diese nach kurzer Unterbrechung der Kapelle bzw. dem Verein wieder bei. Friedrich Vogler sen. übernahm von 1922 bis 1926 die Stelle des Dirigenten. Durch sein unermüdliches Engagement war die Kapelle nach kurzer Zeit wieder spielfähig. Am 01.06.1924 konnte die Kapelle an einem Wertungsspiel in Oberachern mit großem Erfolg teilnehmen. Weitere Wertungs- und Preisspiele folgten.
Im Jahre 1928 bekam die Kapelle die erste Einheitskleidung: blauer Rock, schwarze und weiße Hosen.
Die Jugendkapelle wird gegründet
Im Jahre 1937 wurde die erste Jugendkapelle ins Leben gerufen. Mehr als 10 Jugendliche im schulpflichtigen Alter folgten dem Aufruf und hatten sich neben dem Dienst in der Hitlerjugend der musikalischen Ausbildung unterzogen. 1938 war der erste Auftritt. Durch den Einzug der Aktiven zum Kriegsdienst war der Musikverein nicht mehr spielfähig. Die Aus- und Fortbildung der Jugendkapelle wurde jedoch fortgesetzt. Die Jugendkapelle vergrößerte sich sogar. Nach der Kapitulation Deutschlands am 08. Mai 1945 wurden auf Befehl der Militärregierung alle Vereine aufgelöst. Das französische Gouvernement Renchen erteilte im Juli 1946 die Genehmigung zur Wiedergründung des Musikvereins. Die Gründungsversammlung fand am 14. Juli 1946 im Bürgersaal des Rathauses statt.
Das Schlagersextett und neue Räumlichkeiten
1947 wurde unter dem Namen “Schlagersextett des Musikvereins” eine kleine Tanzkapelle aufgestellt. Sie war der Vorläufer der heutigen Tanz- und Blaskapelle Herbert Lasch (“Herby-Lasch-Band”). Diese hatte in den 60er Jahren große Berühmtheit erlangt.
Im Jahre 1950 übernahm Oskar Sauer aus Großweier den Dirigentenstab. Er führte die 30-Mann-Kapelle von Erfolg zu Erfolg. 1954 im Juni bekam die Kapelle eine neue Uniform. Im Sommer 1959 musste Dirigent Oskar Sauer infolge Übernahme der Dirigentenstelle der Stadtkapelle Oppenau aus Zeitschwierigkeiten den Taktstock in Freistett abgeben. Sein Vater Karl Sauer wurde als Nachfolger bestimmt.
1965 bekam die Kapelle einen neuen Proberaum im “Haus der Jugend” am Festplatz Köpfl, denn der Proberaum im Nebenzimmer des Gasthauses “Zum Schiff”, Rheinstraße, war zu klein geworden. Aufgrund gezielter und engagierter Werbung bei den Eltern und in der Schule, konnte Ewald Durban, 1. Vorsitzender von 1964 bis 1976, im Jahre 1965 insgesamt 28 Jungen gewinnen, die zur musikalischen Ausbildung bereit waren. Es entstand eine Schülerkapelle. Diese Schülerkapelle hatte zahlreiche öffentliche Auftritte und fand überall Lob und Anerkennung. Der überwiegende Teil der Schülerkapelle konnte 1969 in die große Kapelle übernommen werden.
Die Ära Rolf Schneebiegl
Ende 1965 legte Karl Sauer sein Amt als Dirigent nieder und sein Sohn Oskar, inzwischen in Oppenau sesshaft geworden, übernahm wiederum die Leitung der Musikkapelle. Oskar Sauer erkrankte jedoch und bat die Kapelle, sich einen anderen Dirigenten zu suchen. Am 04. Oktober 1968 hörte Rolf Schneebiegl sich das erste Mal den Musikverein Freistett in einer Probe an. Es waren nicht gerade die Berliner Philharmoniker, die er da zu hören bekam, aber irgendwie reizte ihn die ganze Sache. Es kamen Wochen und Monate sehr harter Probearbeiten und Rolf Schneebiegl ging mit seinen Musikern nicht gerade zimperlich um – aber die hatten Gefallen an dem harten Kurs und machten doch sehr intensiv mit.
Am 12.06.1969 fasste der Gemeinderat den einstimmigen Beschluss, die Kapelle zur Stadtkapelle zu erheben. Die Spielstärke des Orchesters wuchs innerhalb von nur wenigen Jahren von Anfang etwa 20 Mann auf jetzt 46 Mann an. Das Repertoire der Kapelle wurde vollkommen verändert und Rolf Schneebiegl wusste ja aus seiner Profitätigkeit, was beim Publikum ankommt. Es wurde nicht nur herkömmliche Blasmusik aufgelegt. In jedem Jahresprogramm war auch etwas Modernes (George Gershwin, Bert Kämpfert, Burt Bacherach u.s.w.) enthalten. Es wurde Musik für “Jung und Alt” geboten. Das ist bis heute so geblieben. Der “Freistetter Sound” war geboren..... Nach fast 27 Jahren endet mit dem Abschiedskonzert am 02.12.1995 die einzigartige Dirigentenzeit von Rolf Schneebiegl bei der Stadtkapelle Freistett.
Jüngere Vergangenheit
Nach Siegfried Detschermitsch, der die Stadtkapelle Freistett 3 Jahre leitete, kam im Oktober 1999 Rudi Flierl zur Stadtkapelle, der die Kapelle bis Oktober 2012 dirigierte. In diese Zeit fielen viele ganz besondere Auftritte, wie etwa im Dom zu Speyer oder ein Adventskonzert mit dem St. Petersburger Knabenchor. Auch unser legendäre Bayerische Abend, der dieses Jahr nun schon zum 20. Mal stattfand, war eine Idee von Rudi Flierl, die wir natürlich auch sehr gerne in die Tat umsetzten. In der Dirigentenzeit von Rudi Flierl wurde auch die Big Band der Stadtkapelle Freistett wieder zum Leben erweckt und der ein oder andere Tanz- und Swingend in der Stadthalle Freistett veranstaltet. Auch war die Stadtkapelle Freistett unter Leitung von Rudi Flierl weitere 2 Mal Festkapelle beim großen Schützenfest in Usseln im Sauerland.
Zum November 2012 übernahm Roland Wolf die Stadtkapelle. Auch in die Ära von Roland Wolf fallen viele tolle Auftritte, die den Musikern noch lange in Erinnerung bleiben werden, sei es beim Adventskonzert mit dem St. Petersburger Knabenchor, dem weiteren Besuch des Schützenfestes Usseln als Festkapelle, den gemeinsamen Konzerten mit dem Startrompeter Vlado Kumpan oder dem Konzert im Straßburger Münster. Erstmals in der Geschichte der Stadtkapelle gab es unter Leitung von Roland Wolf ein Krimi-Konzert zusammen mit dem Theater "Freistil" aus Freiburg. Die Uraufführung fand in der Stadthalle Freistett am 27.04.2019 statt.
2020 wird der Musikverein Freistett e.V. 100 Jahre alt. Die Ernennung zur Stadtkapelle ist dann genau 50 Jahre her. Dies wird mit einem großen Jubiläumsfest vom 21. bis 24. Mai 2020 auf unserem schönen Festplatz Köpfl im großen Festzelt in unseren neu angeschafften Uniformen gebührend gefeiert... so hatten wir uns dies zumindest vorgestellt, aber dann kam alles anders.... dann kam Corona! Auf Grund der Corona-Pandemie mussten wir unser Jubiläumsfest von 2020 auf 2021 und dann noch Mal auf 2022 verschieben. Und nicht nur dies. Erstmals in der Vereinsgeschichte sollte es für die Stadtkapelle Freistett eine Konzertreise nach New York geben im September 2020. Die Konzertreise wurde ebenfalls zuerst auf September 2021 verschoben und im Jahr 2022 dann letztendlich abgesagt. Stattdessen reiste die Stadtkapelle Freistett vom 29.09. bis 04.10.2022 zur Konzertreise nach Mallorca, was allen teilnehmenden MusikerInnen große Freude bereitete. Der Bayerische Abend 2022 war der letzte große Auftritt unter Leitung von Roland Wolf. Im November 2022 übernahm Simon Mink den Taktstock. Leider konnten wir nicht in jeder Hinsicht zueinander finden, weshalb wir uns bereits im Juli 2023 wieder von Simon Mink getrennt haben.